Samstag, November 04, 2006

Die unerwiderte Liebe eines Schwans

Zugegeben, wir Menschen sind ja schon etwas eigenartige Kreaturen mit meist sehr absurden Ideen. Aber was dieser gefiederte Herr auf dem Bild unten bietet, ist auch nicht ganz ohne...















Sein Gefieder ist tiefschwarz, doch statt Trauer empfindet er vor allem Liebe. Seit einem halben Jahr weicht ein Trauerschwan auf dem Münsteraner Aasee seiner Angebeteten nicht von der Seite. Der Haken: Bei der Angebeteten handelt es sich um ein weisses Tretboot in Schwanengestalt.


Damit das liebestrunkene Tier seine Auserwählte auch im Winter umgarnen kann, soll es ab (dem morgigen) Donnerstag in einer mehrtägigen Aktion samt Tretboot in den Allwetterzoo in Münster umgesiedelt werden.

«Weil wir unsere Boote jetzt eigentlich reinholen müssen, die beiden aber keinesfalls trennen wollten, haben wir uns eben den Umzug ausgedacht», sagt Peter Overschmidt, Besitzer des Tretboot-Schwans und Entdecker der ungewöhnlichen Liaison. Etappenweise soll das Boot dem Plan zufolge immer weiter in Richtung des Zoos gezogen werden, der über einen Kanal mit dem Aasee verbunden ist.

Folgt der mittlerweile als «Schwarzer Peter» bekannt gewordene Trauerschwan seiner Angebeteten, können beide spätestens ab 9. November ihre Beziehung auf dem Teich neben der Elefantenanlage weiter pflegen. Overschmidt ist jedenfalls überzeugt, dass der schwarzgefiederte Vogel nicht von seiner Herzensdame lassen wird: «Wenn man sieht, wie der Peter das Schwanenboot umkreist, ist gar nichts anderes vorstellbar: Das ist sein absoluter Bezugspunkt.» Auch Zoodirektor Jörg Adler hält es für möglich, dass die ungewöhnliche Liebe andauert: «Das kann noch ewig so weitergehen, da das Tier nun einmal fest glaubt, einen Partner und Artgenossen gefunden zu haben.»

Dabei macht es offenbar auch nichts, dass die künstliche Schwanendame jeden noch so herzerreissenden Ruf des werbenden Vogels mit beharrlichem Schweigen beantwortet. «Der Tretboot-Schwan strahlt optisch einfach genug Reize aus, um das Tier in die Irre zu leiten», erklärt der Direktor, der den Vogel mit einem Tierpfleger während der mehrtägigen Reise regelmässig besuchen und füttern wird.

Und sollte die ungewöhnliche Liebesgeschichte den Winter überdauern, ist auch der Rücktransport durch Bootsbesitzer Peter Overschmidt bereits gesichert: «So eine Lovestory», sagt er, «ist schon eine Nummer, die man in vollen Zügen auskosten muss».
Quelle: 20 Minuten vom 02.11.2006