Mittwoch, Januar 07, 2009

Die Wanduhr

Nach dem schwarzen Loch, überheblichen Rockstars und den Politikern muss zur Abwechslung wieder mal der Knorrli dran glauben. Das ist ja bekanntlich jener Architekt, der mir das Zeichnerhandwerk beigebracht hat. Wie aus früheren Erzählungen teilweise hervor gegangen, herrscht in seinem Büro ein heilloses Durcheinander. Es gab da nur wenige Flecken, die nicht bis zur Unkenntlichkeit mit Akten überstellt waren - die Decke sowie Fenster und Türen. Die erstrahlten in ihrer ganzen Pracht. Okay, die Decke litt ein wenig unter dem eindringenden Wasser und verfärbte sich zunehmend grün-grau-gelb-braun. Und die Fenster liessen sich genau so wie die Storen weder öffnen noch schliessen. Die Store, weil sie eingerostet ist, die Fenster, weil sich die Akten davor derart hoch türmten. Aber die Türen, die liessen sich wirklich immer leicht öffnen und auch den dahinter liegenden Raum konnte man meist gefahrlos betreten. Und über einer jener Türen hing sie - die Uhr, auf die wir gespannt blickten, wenn wir Feierabend herbei wünschten (also etwa ab 10 Uhr).
Es war eine billige Migros-Uhr. Aber sie lief ordentlich - für eine kurze Zeit. Doch nach etwa einem Monat konnte man beobachten, dass der Sekundenzeiger für die zweite Hälfte der Umdrehung wesentlich mehr Zeit brauchte als für die erste. Einen weiteren Monat später blieb der Sekundenzeiger irgendwo im letzten Viertel stehen. Und das obwohl noch ausreichend Strom aus der Batterie verfügbar gewesen wäre. Nahm man die Uhr herunter und legte sie flach auf den Tisch, drehte der Zeiger seine Runden munter weiter als ob nichts wäre.
Das waren jene Tage, an denen ich Überstunden machte, ohne es zu merken...

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