Montag, Mai 19, 2008

Eurofieber

Nanu? Eurofieber?
Das erscheint in der Tat sehr eigenartig. Aber so wie es jetzt den Eindruck macht, ist es natürlich keinesfalls. Lasst mich erklären.
Fieber ist in erster Linie ja mal ein negativ aufgefasster Begriff und steht für eine unangenehme Krankheit. Damit kommen wir der Sache doch schon recht nahe. Wenngleich die anstehende Fussball-Europameisterschaft keine akuten Krankheitssymptome hervorruft, es reicht allemal, um Schübe und Anfälle auszulösen.
Das hat sehr viele und breit gefächerte Gründe. Da wäre zu einen mal die UEFA. Diese als Verband getarnte Mafiagruppe lässt selbst die gefürchteten russischen und italienischen Untergruppen wie eine Gruppe braver Kindergärtner aussehen. Die werten und sympathischen Zeitgenossen in Nyon haben für Fans einen Tenuebefehl herausgegeben (diese Formulierung stammt übrigens aus dem Militär). Es ist untersagt mit einem T-Shirt eines Nicht-Sponsors ins Stadion, in eine Public-Viewing-Zone oder auf die Fanmeile zu gehen. Sponsor ist übrigens Adidas! Bei den Eingängen soll es Kleiderkontrollen geben. Wer es wagt dort mit einem Puma- oder Nike-Shirt zu erscheinen, hat die Wahl: ausziehen oder umkehren!
Zum Trinken gibt's nur Carlsberg und Coca Cola. Wer Heineken oder Pepsi trinkt, fliegt raus.
Die kommende Europameisterschaft bringt der UEFA Einnahmen von stolzen 1,1 Milliarden Franken ein. Davon gehen als Steuern an den Staat: Fr. 0.0!!! Das hat sogar einen Grund - die Uefa ist ein gemeinnütziger Verein... Die Euro wird übrigens zum grössten Teil mit Staatsgeldern finanziert (Stadien, Transport, Sicherheit etc.)!
Das sind mal die Gründe, die den durchschnittlichen und vernünftig denkenden Schweizer Bürger hindern, ein minimales Mass an Vorfreude zu entwickeln. Neben den erwähnten Bürgern gibt es aber noch die sogenannten Schweizer Fussballfans. Die haben noch einiges mehr zu ertragen!
Sie liessen in den verstrichenen zwei Jahren kein Spiel der Schweizer Nati aus. Bei unmenschlicher Kälte, strömendem Regen oder drückeneder Hitze stellten sie sich hinter die Mannschaft und unterstützen sie und wurden meist bitter enttäuscht. Was unsere Kicker in dieser Zeit geboten haben, ist anständig ausgedrückt eine Zumutung. Und was ist der Dank dafür? Sie dürfen nicht zur EM fahren und dort ihre Mannschaft unterstützen! Gleichzeitig müssen sie erfahren, dass unzählige Politiker und Drittklass-Cervelat-Promis zu allen Schweizer Spielen eingeladen werden.

Wie nennt man das schon wieder? Verarschung im Quadrat und hoch 3!
Da soll sich noch einer freuen können! Ja, doch - ich freue mich. Das Ganze dauert nämlich nur 3 Wochen und interessiert danach keine Sau mehr!

Irgendwie hatte der Otto Rehagel schon ein bisschen Recht als er sagte:
"Jeder kann sagen, was ich will"

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